Australien befindet sich geografisch weit weg von allem, aber auch hier ist die Finanzkrise - wenn auch etwas später als in Europa - eingetroffen. Offiziell befindet sich Australien zur Zeit (Juni 2009) nicht in einer Rezession nachdem das BIP im ersten Quartal 2009 um 0,4% gewachsen ist. Diese Zahl ist jedoch vor allem auf den Rückgang von Importen zurückzuführen. Mit rückläufigen Investitionen und zunehmender Arbeitslosenquote sind die Zeichen für eine Krise aber da. Die australischen Finanzdienstleister sind im Vergleich zur USA und der Schweiz (bis jetzt) relativ glimpflich davongekommen, da diese vor allem auf dem lokalen Markt tätig sind. Gelitten hat vor allem der Bergbau, der wichtigste Exportzweig der australischen Wirtschaft, da die Nachfrage nach Rohstoffen vor allem von China stark zurück ging.
Stimulus-Paket für die Wirtschaft
Um die Wirtschaft
anzukurbeln sprach die Regierung ein $42 Milliarden Stimuluspaket. Dazu gehört,
dass jeder Steuerzahler mit (steuerbarem) Einkommen unter $100'000 zwischen $250 und
900 bekommt. Da Ausländer mit Arbeitsvisum oft nicht wie Steuerzahler mit festem
Wohnsitz behandelt werden, waren wir mehr als erfreut, als das Geld auch auf
unserem Bankkonto eintraf. Es gibt auch Geld für Leute, die zum ersten mal ein
Eigenheim erwerben (bis zu $21'000) oder Solarzellen aufs Dach montieren
($1'600). Geld wird aber auch ins Schulsystem und in die Infrastruktur
investiert. Auch die
australische Nationalbank hilft kräftig mit die Wirtschaft zu stabilisieren und
die Hypothekarschuldner zu entlasten. Seit dem Anfang der Finanzkrise hat sie
die Leitzinsen bereit um 425 Basispunkte auf 3% gesenkt. Leider fielen somit
auch die Sparbüchli-Zinsen von über 6% anfangs 2008 auf noch 2% (Mitte 2009).
Situation auf dem Arbeitsmarkt
Wie wohl in den meisten Ländern hat die aktuelle Finanzkrise extreme
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die letzten Arbeitslosenzahlen für Mai 2009
zeigen, dass sich die australische Arbeitslosenrate um 0,2% auf 5,7% erhöht hat (bis 2010/11
werden 8,5% erwartet). Die Anzahl an Jobinseraten ist im Jahresvergleich um die
Hälfte gefallen (Stand Mai). Um Entlassungen zu vermeiden, haben viele
Unternehmen beschlossen ihre ‚Contractors’ (befristet angestellte Mitarbeiter),
nicht mehr zu verlängern. Dies war bisher eine weit verbreitete Anstellungsart.
Es gibt Leute, welche über mehrere Jahre als ‚Contractor’ mit immer wieder
verlängerten Verträgen für dieselbe Firma arbeiten. Im weiteren werden auch
weniger temporäre Mitarbeiter angestellt. Dies zeigt auch, dass in Australien
vieles sehr kurzfristig
läuft. Kündigungsfrist ist normalerweise 4 Wochen ab Kündigungsdatum, welches an
einem beliebigen Tag sein kann. Neue
Stellen können normalerweise innerhalb von Tagen angetreten werden.
Auswirkungen auf Petra’s Jobsituation
Nachdem ich
bei Aviva einen tollen, aber befristeten, Marketingjob erhalten habe, konnte der
Vertrag wegen der Finanzkrise trotz Bemühungen meiner Vorgesetzten nicht
verlängert werden. Wie oben beschrieben ist oder besser war es verbreitet als ‚Contractor’
zu arbeiten und die Verträge wurden auch oft verlängert. Und genau auf das hatte
ich gehofft als ich den Vertrag erhalten hatte. Nun hat sich die Situation
leider komplett geändert. Da kurzfristige Verträge und temporäre Arbeit im
Moment sehr spärlich vorhanden ist, kümmere ich mich nun vollamtlich um den
Haushalt, die Organisation unserer Heimkehr sowie die weiteren Ferienpläne ;-).
Zudem steht ja schon bald die Job- und Wohnungssuche in der Schweiz an.