Das öffentliche Verkehrssystem in Melbourne ist für australische Verhältnisse sehr gut. Das Netz ist auf Zug (sternförmig in alle Richtungen), Trams (um die CBD herum) und Busse für die Feinverteilung aufgebaut. Eine Fahrt kostet zur Zeit AUD 3.70 (eine Tageskarte AUD 6.80), was für eine kurze Fahrt relativ viel ist. Hingegen kann man mit diesem Ticket das ganze Tramnetz benutzen, für AUD 10.80 erhält man eine Tageskarte mit der man ganz Melbourne erreichen kann. Sogar bis Frankston (rund 40 Kilometer südlich von Melbourne) reicht diese Fahrkarte. Zum Arbeiten benutzen wir immer das Tram (ausser Adrian muss zu einem Kunden) und auch für unsere Shoppingtouren in die CBD ist das Tram das perfekte Transportmittel, hält es doch praktisch vor unserer Haustüre und fährt direkt ins Zentrum.
Tram...
Das Tramsystem in Melbourne ist eines der grössten der Welt (gewisse Quellen sprechen sogar vom grössten). 28 Routen, 245 Kilometer Streckenlänge, 500 Trams und 1'813 Stopps sind die Kennzahlen. Als Vergleich: Zürichs Tramnetz umfasst 13 Linien und 113 Kilometer. Der Trambetrieb wurde 1999 privatisiert und auf die beiden Gesellschaften Yarra Trams und M>Tram aufgeteilt. Ende 2002 stellte M>Tram den Betrieb ein. Der Staat musste einspringen bis Yarra Trams 2004 auch die Nord/Süd Tramlinien übernahm und nun ganze Netz betreibt.
Unsere Erfahrungen zeigen, dass der Betrieb relativ zuverlässig geführt wird und es viel Positives zu berichten gibt, z.B. die vom Autoverkehr separat geführten Tram-Spuren in der CBD und auf den Linien, welche wir häufig benutzen. Jedoch gibt es auch Tramlinien, welche über die Strassen geführt werden und bei Staus ist dann auch für das Tram kein durchkommen mehr. Aber es gibt auch kurlige Erlebnisse. Etliche Haltestellen haben eine elektronisches Anzeige, wie lange es bis zum nächsten Tram dauert. Und da kann es vorkommen, dass es nach dem 'Now' plötzlich wieder auf 10 Minuten oder so springt, ohne dass ein Tram eingetroffen ist oder dass bei grossen Verspätungen ein Tram drehen muss und alle Passagiere irgendwo 'ausgesetzt' werden...
...Bus...
In Melbourne verkehren auch unzählige Buslinien (rund 320 an der Zahl), jedoch
sind die Frequenzen spärlich und da die Stadt keine speziellen Busspuren hat,
ist dieses Verkehrsmittel im Stadtzentrum nicht sehr attraktiv. Jedoch sind vor
allem die mittleren und äusseren Suburbs auf den Bus angewiesen, da die Trams
dort nicht mehr fahren und die Züge aufgrund ihres sternförmigen Systems nur
eine gute Verbindung in die CBD hinein gewährleisten. Wir sind selber noch gar
nie Bus gefahren und so gibt es auch nicht mehr darüber zu schreiben.
...und Zug.
Zum Glück sind wir nicht auf den Zug
angewiesen. In der Schweiz würde es Connex, der Zugbetreiber, wohl in die
Fasnachtszeitung und alle Leserbriefspalten schaffen. Ist es zu heiss, fahren
die Züge nicht; regnet es, fahren die Züge nicht; schneit es, fahren die Züge
nicht (nein, hier schneit es nicht). Trotzdem ist es erstaunlich wie oft die
Züge zu spät sind oder ganz ausfallen. Als wir die Rekordhitze hatten im Januar
und Februar, sind bis auf zwei Linien alle Strecken ausgefallen. Bei 45 Grad
in der Rush hour auf den Zug zu warten ist sicher kein Vergnügen. So vielen im
Januar fast 5% aller Züge aus! Und auch die Pünktlichkeit lässt zu wünschen
übrig. In diesem Jahr sind knappe 91% das Höchste der Gefühle - wobei als
pünktlich bis 6 Minuten zu spät gilt. In der Zeitung wird das Schweizer
Zugsystem gelobt, das wie ein Uhrwerk läuft. Weiter wird geschrieben, dass die
Schweizer Pendler schon ab 3 Minuten Verspätung reklamieren... falls der Zug nur
3 Minuten verspätet ist in Melbourne, hat man wohl schon das Gefühl, dass man
ihn verpasst hat. Interessanterweise ist auch der Zugbetrieb privatisiert. Die
Muttergesellschaft von Connex ist in Frankreich und erhält anscheinend jedes
Jahr einen Millionenbetrag an Dividenden, während der Zugbetrieb klare Mängel
aufweist.